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Bewegtes Leben: gesünder, besser und länger

Wir alle sind zur Couch-Potato geworden. Egal, wie oft wir spazieren gehen, damit uns die Decke nicht auf den Kopf fällt. Insgesamt bewegen wir uns zu wenig. Im Gespräch mit Professor Dr. Uwe Tegtbur, Direktor des Instituts für Sportmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, über ein bewegtes Leben und das Altern.

"Wer mit 50 anfängt, sechs Monate lang täglich Ausdauerübungen zu machen, verbessert seine Leistungsfähigkeit auf das Level 15 Jahre jüngerer Menschen."

Uwe Tegtbur

Wie viel Bewegung pro Woche muss es sein?

„Der Fitnesszustand sagt, wie leistungsfähig wir sind. Hier geht es um die Bewegung in hoher Intensität, aber auch um unsere allgemeine Alltagsaktivität, die wir brauchen, um gesund zu bleiben.“ Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt allen Erwachsenen, mindestens 150 Minuten in der Woche bei moderater Intensität aktiv zu sein oder mindestens 75 Minuten bei hoher Intensität – oder eine Kombination aus beidem. Für zusätzliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit empfiehlt die WHO, die moderate Aktivität auf 300 Minuten und die intensive Aktivität auf 150 Minuten auszuweiten, sowie ein zusätzliches Koordinations- und Kräftigungstraining zweimal die Woche. Die Intervalle der Bewegung sollten mindestens 10 Minuten dauern. 

Raus mit euch!

Moderate bis hohe Intensität – was ist was? Zügiges Spazierengehen oder mit dem Rad zu fahren, ohne zu schwitzen, sind beispielsweise moderate Aktivitäten, Joggen oder schnelles Radfahren fallen unter intensive Aktivität. Doch ob moderat oder intensiv: Uns fehlt Bewegung. Mehr als ein Viertel der erwachsenen Weltbevölkerung erreicht nicht das Level an körperlicher Aktivität, das die WHO empfiehlt – auch
die Deutschen nicht. Im Alltag kommt mehr als jeder Dritte in Deutschland auf weniger als eine halbe Stunde Bewegung pro Tag. Gesund ist das nicht.
„Fittere werden seltener herzkrank, bekommen seltener Lungenentzündungen und Diabetes und erkranken bis zu 40 Prozent seltener an Krebs“, sagt Dr. Tegtbur. 

Länger jung durch Sport

Menschen, die sich viel bewegen, leben länger und besser. Das gilt auch für Alltagsaktivitäten bei moderater Intensität. Viel hilft viel – und fördert ebenfalls die Gesundheit. Wer sein Leben lang Ausdauersport macht, kann sein biologisches Alter um 10 bis 20 Jahre verjüngen. Die Arteriosklerose – also die Erkrankung der Blutgefäße, die später zum Herzinfarkt führen kann – lässt sich dadurch verzögern. Das Erscheinungsbild aktueller „Best Ager“ zeigt es schon: Sie sehen häufig jünger und sportlicher aus als die Best Ager damals. Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass diese Menschen alle ihr Leben lang Sport gemacht haben. Auch wer erst später im Leben beginnt, sportlich aktiv zu sein, wird mit verblüffenden Verbesserungen belohnt. „Das muss man sich mal vorstellen“, sagt Dr. Tegtbur: „Wer mit 50 anfängt,
sechs Monate lang täglich Ausdauerübungen zu machen, verbessert seine Leistungsfähigkeit auf das Level 15 Jahre jüngerer Menschen.“

Bewegung ist Lebensqualität

Während unseres Berufslebens bewegen wir uns immer weniger, da es immer weniger Berufe gibt, die eine körperliche Aktivität erfordern. Im Rentenalter werden viele plötzlich wieder richtig aktiv: „Wer nicht mehr arbeitet, nimmt sich dann oft mehr Zeit für seine Gesundheit und Fitness“, sagt Dr. Tegtbur. „Diese Entwicklung kann man beispielsweise an der steigenden Beliebtheit von E-Bikes sehen: Inaktive Menschen trauen sich nun unter bestimmten Voraussetzungen zu, sich fit zu machen. Damit der Alltag nicht irgendwann zum Kraftakt wird. Um mobil zu bleiben. Das ist, was zählt.“ Also: Jetzt ist die Zeit gekommen, um mehr Bewegung in Ihren Alltag zu bringen. Ihr Körper wird es Ihnen danken.

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jacoblund (istockphoto.com)

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