Im Fokus: Die Gleichstellungsbeauftragte der Audi BKK

Liebe Frau Kurz, Sie sind seit mehr als vier Jahren als Gleichstellungsbeauftragte bei der Audi BKK aktiv. Können Sie uns einmal Ihre Rolle im Unternehmen erläutern? Welche Aufgabenfelder decken Sie als Gleichstellungsbeauftragte ab?

Meine Aufgabenfelder sind durch das Bundesgleichstellungsgesetz definiert: Die Gleichstellungsbeauftragte nimmt ihre Aufgabe als Querschnittsaufgabe wahr; insbesondere bezieht sich ihre Mitwirkung auf alle personellen, organisatorischen und sozialen Maßnahmen. Ebenso wirkt sie bei allen Planungsvorhaben mit, die von grundsätzlicher Bedeutung sind. Darüber hinaus setzt sie sich für eine geschlechtergerechte Sprache ein, da Sprache ein anerkannt wichtiges Instrument beim Wandel hin zu einer gendergerechten Gesellschaft ist – denn Sprache ist vom Denken geprägt und Sprache beeinflusst das Denken.

Die Position der Gleichstellungsbeauftragten wurde damals mit Ihnen ja neu geschaffen. Wie kam dieser Schritt zustande, was genau war die Motivation dahinter?

Die Funktion der Gleichstellungsbeauftragten ist ein Organamt. Das heißt, dass das nicht mit mir oder für mich geschaffen wurde, dafür gibt es einen klaren gesetzlichen Auftrag im Bundesgleichstellungsgesetz. Wir sind eine kontinuierlich gewachsene Krankenkasse, die über viele Jahre hinweg auf dem kleinen Dienstweg viele Dinge bereits richtig gemacht hat ohne ein organisatorisches Konstrukt zu benötigen. Wir haben nun eine Größe erreicht, bei der feste Strukturen das Miteinander erleichtern. So haben wir die Reform des Bundesgleichstellungsgesetzes 2015 zum Anlass genommen, erstmalig eine Gleichstellungsbeauftragte zu wählen.

Wenn Sie nun einmal die letzten Jahre Revue passieren lassen – was hat sich seitdem getan? Wie hat sich Ihre Rolle verändert?

Trotz meines Alters war ich zu Beginn in einer Phase vergleichbar mit „Jugend forscht“. Das Ausmaß der Aufgabe habe ich mir nicht vorstellen können, es waren einige Seminare notwendig, damit ich rechtssicher auf dem neuen Gebiet wurde. Die ersten Jahre waren geprägt von gegenseitigem Herantasten und Grenzen abstecken. Die Beschäftigten mussten sich erstmal an die neu entstandene Position gewöhnen. Ich habe in dieser Zeit selbst viel gelernt – über mich, über meine Kolleginnen und Kollegen, über Denkweisen und mittelbare Benachteiligungen.

Als Gleichstellungsbeauftragte gebe ich selbst Gedankenanstöße in das Unternehmen hinein, formuliere auch Anfragen oder Stellungnahmen. Dies wurde zunächst kritisch beäugt.

Mittlerweile hat sich das enorm verbessert. Alles rund um die Themen Chancengleichheit, Vereinbarkeit, wertschätzender Umgang miteinander hat dank viel Unterstützung aus dem Haus Einzug in unsere Unternehmenskultur gefunden. Ich bin an vielen Projekten im Haus beteiligt und Führungskräfte wie Belegschaft wenden sich proaktiv an mich.

Diese positive Entwicklung war auch mit ein Grund dafür, mich in diesem Jahr erneut zur Wahl zu stellen, um für weitere vier Jahre das Amt bei der Audi BKK zu bekleiden zu dürfen.

Was ist Ihre Vision/Ihr Ziel als Gleichstellungsbeauftragte?

Wir haben in der Belegschaft einen Frauenanteil von knapp 70 Prozent. Dieser Anteil wird jedoch immer kleiner, je höher die Führungsetage ist. Diesen Umstand zu verbessern ist eines meiner Ziele. Allerdings möchte ich das nicht durch Quoten, um so Frauen in Führungspositionen zu bekommen. Sondern mein Ziel ist es, eine gleichberechtigte, gerechte Basis zu schaffen, um allen die Chance zu ermöglichen, das zu erreichen, was sie sich vornehmen.

Welche Maßnahmen hat die Audi BKK bereits ergriffen, um diesem Ziel näher zu kommen und wie stützen die Maßnahmen die Gleichstellung?

Nur ein kleiner Abriss:

  • Bei uns ist grundsätzlich jede Stelle teilzeitfähig. Dadurch ermöglichen wir es, dass auch Führungspositionen nicht nur in Vollzeit ausgeübt werden können. Bei uns bedeutet Teilzeit weder für Frauen noch für Männer das Karriereende.
  • Bei Beurlaubungen bis zu einem Jahr (beispielsweise Elternzeit) halten wir in der Regel die eigene Stelle frei. Somit kann auch eine Führungskraft die persönliche Lebensplanung in die der Arbeit mit einfließen lassen.

Gerade das Thema „Mobile Arbeit“ und flexible Arbeitsgestaltung werden in der momentanen Corona-Krise immer wieder thematisiert und zur Belastungsprobe für viele Unternehmen. Inwieweit war die Audi BKK bereits darauf vorbereitet?

Ich gebe uns hier eine Eins mit Stern. Zunächst einmal haben wir schon seit Jahren einen hohen Grad an automatisierter Verarbeitung und digitalem Posteingang. Zudem hatten wir bereits Anfang 2019 in einem Test mobiles Arbeiten erprobt und bei der Audi BKK eingeführt. Daher waren wir im Frühjahr 2020 in der Lage, den größten Teil der Beschäftigten mobil arbeiten zu lassen. Zusätzlich haben wir den Arbeitszeitrahmen ausgeweitet. Die Beschäftigten können also zeitlich noch variabler als bisher ihre Arbeit erledigen, was eine weitaus flexiblere Kombination von Arbeit und Betreuungsmöglichkeiten ermöglicht. Gleich zu Beginn der Pandemie wurde eine Corona TaskForce eingerichtet, die die komplette Organisation rund um Hygienevorgaben und gesetzlicher Einschränkungen und Empfehlungen seitdem hervorragend managed – immer mit Beteiligung der Personalvertretung und der Gleichstellungsbeauftragten.

Was erwarten Beschäftigte heutzutage von einem Arbeitgeber? Inwiefern hat sich diese Erwartungshaltung in den letzten Jahren verändert?

Wenn früher Statussymbole wie Dienstwagen und ein hohes Gehalt ganz weit vorne standen, möchten Beschäftigte heute in erster Linie einen sicheren Arbeitsplatz, an dem sie sich entfalten können, der ihnen ein Leben neben der Arbeit ermöglicht – und manchmal auch das Arbeiten neben dem Leben. Die flexible Arbeitsort- und -zeitgestaltung, Sabbatical, interne Fortbildungsmaßnahmen, Projektarbeiten im Haus, Hospitationen in anderen Bereichen – diese Dinge werden abgefragt. Auch die Themenkomplexe Nachhaltigkeit und Umweltschutz werden zunehmend diskutiert.

Zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Welche Projekte und Maßnahmen sind noch geplant? Was ist für Sie das nächste große Ziel?

Wir erarbeiten gerade den zweiten Gleichstellungsplan mit den Zielen und Maßnahmen der Audi BKK für die nächsten vier Jahre. In diesen möchte ich neben den nackten Zahlen diesmal den bereits erwähnten kulturellen Aspekt für die Beschäftigten der Audi BKK einfließen lassen. Durch das Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung werden Vereinbarkeitsthemen automatisch umgesetzt.

Herzlichen Dank für diese spannenden Einblicke und Ihre Zeit.

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