Meditation: Darauf kommt es an

Ilka Brühl: Herzlich willkommen zu: „Von achtsam bis zuckerfrei“, dem Gesundheitspodcast der Audi BKK. In diesem widmen wir uns einer Vielzahl an Themen, die Körper und Geist betreffen. Unterhält man sich mit anderen Menschen über Meditationen, begegnen einem oft starke Meinungen. Häufig haben die Personen das schon mal ausprobiert und lieben oder hassen es. Im letzten Fall liegt es nicht selten daran, dass man sich ohne Vorbereitung einfach ruhig irgendwo hingesetzt hat, weil man gehört hat, dass Meditationen so hilfreich seien. Nur, um dann völlig genervt aufzugeben. Denn die Gedanken kamen einfach nicht zum Stillstand. Damit dir ein solch frustrierendes Ergebnis erspart bleibt, haben wir in dieser Folge die Meditationsbegleiterin Paulina Thurm eingeladen. Zunächst erörtern wir die Vorteile vom Meditieren und die Basics dahinter. In einer weiteren Folge, die ebenfalls schon online ist, spricht Paulina dann eine geführte Meditation ein, in die du jederzeit direkt einsteigen kannst. Viel Spaß dabei. Herzlich willkommen, liebe Paulina. Hast du denn heute schon meditiert?

Paulina Thurm: Ja, schön dass ich hier sein darf im Podcast. Und ich habe heute schon meditiert, und zwar direkt vor unserem Interview. Denn, um ehrlich zu sein, bin ich immer noch ein bisschen aufgeregt vor jedem Gespräch. Und da ist eine Meditation wunderbar geeignet, um zur Ruhe zu kommen und sich auf so etwas einzustimmen.

Ilka Brühl: Absolut nachvollziehbar, ein bisschen Aufregung gehört, glaube ich, immer mit dazu. Wenn ich jetzt an Meditation denke, dann ploppt bei mir direkt ein Bild auf von jemandem auf, der im Yogasitz dasitzt und einfach an nichts denkt. Und ich könnte mir vorstellen, dass es vielen Hörerinnen und Hörern genauso geht. Doch was ist Meditation eigentlich? Und wann war ich erfolgreich?

Paulina Thurm: Das ist eine gute Frage. An sich ist die, es ganz gut zu wissen, du musst gar nicht unbedingt im Yogasitz oder Meditationssitz sitzen. Das ist keine Voraussetzung für eine Meditation. Du kannst eine Meditation zum Beispiel auch im Liegen machen, wenn es sich gut für dich anfühlt. Oder dich ganz entspannt nach hinten auf die Couch legen. Du kannst eine Meditation zum Beispiel auch im Gehen oder im Stehen machen, eine sogenannte Geh-Meditation. Worum es bei der Meditation geht, ist so ein bisschen der Ausgleich im Alltag. Im Alltag sind wir ja sehr im Außen, hetzen meistens von Termin zu Termin. Und da darf die Meditation ein wenig einen Gegenpol bieten, wo wir uns ein bisschen mehr wieder auf uns fokussieren, unseren Körper wahrnehmen, wahrnehmen, wie es uns geht, unsere Gedanken, unsere Gefühle einmal bewusst spüren. So könnte man das zusammenfassen. Aber grundlegend steht der Oberbegriff Meditation für so vieles, wie zum Beispiel auch der Begriff Sport sehr viele Dinge umfasst, sehr viele verschiedene Sportarten könnte man sagen. Genauso gibt es in der Meditation auch sehr viele Meditationsarten.

Ilka Brühl: Das ist ein super Vergleich. Ich meine, es gibt schließlich olympische Disziplinen, Mannschaftssportarten, aber auch Schach auf der anderen Seite. Und warum sollte es dann beim Meditieren anders sein? Wenn ich jetzt aber starten möchte mit einer Meditation, was mache ich dann am besten?

Paulina Thurm: Es kann auf jeden Fall sehr hilfreich sein, die Augen zu schließen, denn wenn die Augen offen sind, dann sind wir doch sehr in der äußeren Welt. Und sobald wir sie schließen, können wir natürlich viel besser spüren, was bei uns gerade los ist. Dann kann es für den Anfang auch einfach mal genügen, sich hinzusetzen und ein wenig den Atem zu beobachten. Also einfach so spüren, wie der Atem hineinströmt und wie er dann wieder herausströmt. Und wahrnehmen, wo man den Atem denn gut spüren kann. Zum Beispiel, wie sich der Brustkorb hebt und senkt, oder auch dieses Gefühl an der Nasenspitze, wie der Luftstrom ein- und ausströmt. Das kann auf jeden Fall ein Anfang sein.

Ilka Brühl: Das sind doch super Tipps für den Start. Was wäre denn ein völlig andere Weise, wie ich meditieren könnte? Etwas, was die meisten Leute so gar nicht auf dem Schirm haben?

Paulina Thurm: Wie gesagt, ich hatte ja schon die Geh-Meditation erwähnt, das sind Meditationen, die man bei einem Spaziergang machen kann. Zum Beispiel könnte man da beobachten, wie sich Arme und Beine während des Gehens bewegen. Man kann aber auch bei einem Spaziergang eine geführte Geh-Meditation hören und da dann gedanklich mitgehen.

Ilka Brühl: Das heißt, es hilft einem, gerade am Anfang, dass man ein paar Anweisungen bekommt, worauf man seine Aufmerksamkeit jetzt lenken kann?

Paulina Thurm: Geführte Meditationen sind wunderbar für Anfänger aber auch für Fortgeschrittene, um Impulse zu bekommen, in welche Richtung es gehen kann, um nicht so ganz alleingelassen zu werden, und man weiß gar nicht, was mache ich jetzt gerade und was kommt als Nächstes? Sondern man wird an die Hand genommen. Auch da könnte man sagen, eigentlich wie beim Sport, wenn man sich ein Video anmacht mit einem Workout und dann einfach mitmacht.

Ilka Brühl: Unterstützt mich das auch, wenn ich dazu neige, dass meine Gedanken immer abschweifen?

Paulina Thurm: Das kann auf jeden Fall hilfreich sein. Ich kann aber ganz klar sagen, selbst bei Menschen, die schon lange meditieren, schweifen auch die Gedanken ab. Und das ist vollkommen in Ordnung. Und es ist auch nicht das Ziel in der Meditation, nicht zu denken. Das ist manchmal so diese Vorstellung, ich muss mich hinsetzen und darf dann an nichts denken, der Kopf ist komplett leer. Aber darum geht es eigentlich nicht bei der Meditation. Sondern vielmehr zu beobachten, was denn da ist. Und bei einer geführten Meditation kann es auch trotzdem sein, dass die Gedanken abschweifen. Und man kann sich dann so ein bisschen Dinge zu Hilfe nehmen, wie dann wirklich den Atem zu beobachten, sich vielleicht auch vorstellen, wie man mit dem Ausatmen die Gedanken von sich wegpustet. Also, solche Visualisierungen kann man sich zu Hilfe nehmen und einfach für sich ausprobieren, was gut klappt. Auf jeden Fall ist es wichtig, ganz verständnisvoll zu sich selbst zu sein und zu sagen, es ist okay, wenn meine Gedanken auch mal abschweifen.

Ilka Brühl: Das dürfte doch bei einigen schon mal den Druck herausnehmen, mich eingeschlossen. Aber wenn es gar nicht darum geht, an nichts zu denken, was sagst du denn, ist die Top-Eins-Priorität beim Meditieren?

Paulina Thurm: Was ist die Top-Eins-Priorität beim Meditieren? Einfach, sich zu erlauben, eine gute Zeit dabei zu haben. Es nicht als weiteren Punkt auf der To-Do-Liste zu sehen. Das passiert, weil einfach unsere moderne Welt so aufgebaut ist. Aber die Meditation darf ganz einfach auch die Pause von all dem sein. Und ein bisschen der innere Rückzugsort, wo man Kraft tanken kann und sich entspannen kann.

Ilka Brühl: Das klingt total einleuchtend. Ganz oft machen wir ja Dinge, die uns prinzipiell guttun. Aber dann sind wir vielleicht so verbissen dahinter oder machen das nur, weil es eigentlich einen gesundheitlichen Vorteil hat. Und dann ist dieser auch wieder hinfällig, weil wir uns so stressen. Deswegen wünsche ich allen Hörerinnen und Hörern, dass sie vielleicht viel Freude und Spaß an der Meditation für sich entdecken können. Was ist aber, wenn ich eigentlich gerne meditiere, aber mir im Alltag irgendwie die Zeit dazu fehlt? Ist es dann besser, dass ich mich einmal die Woche hinsetze und länger am Stück meditiere, jeden Tag ein bisschen, hast du da Empfehlungen für uns?

Paulina Thurm: Ich würde ganz klar sagen, lieber oft für ein paar Minuten, als einmal die Woche nur und dann eine halbe Stunde. Generell macht das in meinen Augen keinen Sinn, sich zu stressen und zu sagen, ich muss jetzt unbedingt 20 oder 30 Minuten am Stück meditieren, was gerade für den Anfang schwierig sein könnte. Und es gibt einfach auch Meditationen, wo fünf oder sogar drei Minuten schon ausreichen können und wirklich auch einen Unterschied machen können, dass man sich danach wirklich anders fühlt, als davor.

Ilka Brühl: Das gilt ja für die meisten Dinge im Leben. Man hört ja immer wieder, dass meditieren so große Vorteile für unsere Gesundheit hat. Doch worin liegen diese eigentlich?

Paulina Thurm: Wir sind ja in unserer modernen Welt oft gestresst, würde ich mal behaupten. Beruflicher Stress, familiärer Stress, immer Termindruck, und was wir alles haben. Und Stress wirkt sich bekanntlich nicht besonders gut auf uns aus, sowohl auf den Körper als auch auf die psychische Gesundheit. Und Meditation kann dem Stress sehr gut entgegenwirken. Kann dazu führen, dass wir sehr viel besser mit Stress im Alltag umgehen können, resilienter werden. Und uns unser Leben so gestalten, dass wir vielleicht erst gar nicht so gestresst werden. Und alles, womit Stress in Verbindung gebracht wird im Körper, was uns nicht guttut, dass beispielsweise der Blutdruck erhöht ist, oder das Herz belastet wird und ganz andere Sachen, all dem kann es entgegenwirken, wenn man meditiert. Dass der Stress dann wieder zurückgefahren wird. Es kann auch sogar dazu führen, dass man besser schläft. Und ein besserer Schlaf tut uns auf jeden Fall gut, wenn die Schlafqualität besser ist, nicht nur die Länge des Schlafes, sondern auch wie tief wir schlafen. Und das kann auf jeden Fall sehr gut wirken, so eine Meditation. Auch wenn wir die schon im Laufe des Tages machen, dass wir dann abends besser zur Ruhe kommen.

Ilka Brühl: Das muss also gar nicht direkt vor dem Einschlafen sein und trotzdem verbessert es meine Schlafqualität?

Paulina Thurm: Genau, das könnte man so sagen, das auf jeden Fall. Aber auch, wenn man regelmäßig meditiert, also nicht, wenn man es nur einmal die Woche macht. Deswegen sage ich, lieber vielleicht jeden Tag oder jeden zweiten Tag für einigen Minuten meditieren. Mit der Zeit wird es dann vielleicht auch ein bisschen länger, vielleicht einfach dann schauen, was einem guttut, was einem Spaß macht. Dann kann man auf jeden Fall die positiven Wirkungsweisen auf den Körper, auf die Psyche, genießen. Genauso verhält sich auch die Wirkungsweise auf die Amygdala, wie Studien bewiesen haben. Das ist der Bereich im Gehirn, der auch aktiviert wird bei Ängsten, bei zwischenmenschlichen Konflikten. Und die ist nicht so aktiv bei Menschen, die meditieren. Das wurde so untersucht.

Ilka Brühl: Wie spannend. Die gesundheitlichen Vorteile sind also auf jeden Fall messbar.

Paulina Thurm: Genau, da gab es mittlerweile schon viele Studien. Ich kann es auf jeden Fall auch allen empfehlen, es mal selbst auszuprobieren. Klar, manche Sachen merkt man nicht gleich, wie zum Beispiel, dass es dann einen guten Einfluss auf den Blutdruck hat oder so. Aber mit der Zeit wird es schon einen Unterschied machen und eventuell kriegt man dann noch ein positives Feedback vom Arzt, dass sich dann doch etwas getan hat. Das kann vorkommen.

Ilka Brühl: Das ist ja eine Win-win-Situation, wenn ich eine Art zu meditieren finde, die mir Spaß macht, die mich runterholt, und gleichzeitig auch noch positive Auswirkungen auf meine Gesundheit hat.

Paulina Thurm: Ja, genau.

Ilka Brühl: Ich habe noch eine abschließende Frage. Man hört ja häufiger von einer sogenannten Meditationsroutine. Welche Vorteile kann die haben?

Paulina Thurm: Das kann auf jeden Fall hilfreich sein, dass man es halt regelmäßig macht. Beispielsweise meditieren viele Menschen am Morgen gleich nach dem Aufstehen. Vielleicht auch in Kombination, dass man sagt, immer nach dem Duschen meditiere ich für zehn Minuten. Oder immer nach dem Zähneputzen. Oder immer, wenn ich nach Hause komme, setze ich mich kurz hin und habe dann diesen bewussten Übergang vom Arbeiten in mein Privatleben. Und reflektiere dann in dem Moment einmal, wie geht es mir? So ein Check-In in mir selbst. Und bevor es wieder weitergeht mit dem Familienleben beispielsweise, nehme ich mir kurz diese Minuten für mich.

Ilka Brühl: Das war der Interviewteil mit Paulina. Sie hat uns freundlicherweise noch eine Meditation zur Verfügung gestellt. Diese findest du in einer separaten Folge, damit du sie jederzeit anhören kannst, ohne nochmal in die Theorie hineinhören zu müssen. Höre am besten direkt rein oder markiere dir einen Slot in deinem Kalender, wann du die Meditation mit Paulina ausprobieren möchtest. Das war unsere Folge zum Thema Meditation. Wir hoffen, dass du vielleicht ein paar Vorurteile besiegen konntest und dem Ganzen nochmal eine Chance gibst. Denn, die gesundheitlichen Vorteile sind es allemal wert. Wenn dir die Folge gefallen hat oder du anderes Feedback für uns hast, hinterlasse gerne eine Bewertung auf einem Player deiner Wahl. Und um nichts mehr zu verpassen, solltest du „Von achtsam bis zuckerfrei“ auf jeden Fall abonnieren. So erhältst du in einem Monat eine Benachrichtigung, wenn es weitergeht. Bis dann.

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