Veränderung (2): Der Wunsch nach Veränderung – wie gehe ich das an?

I: Hallo und herzlich Willkommen zum Gesundheitspodcast der Audi BKK "Von Achtsam bis Zuckerfrei". In diesem widmen wir uns jeden Monat Themen, die Körper und Geist betreffen. In der letzten Folge ging es um Veränderungen, die uns unerwartet erwischen und vielleicht sogar ein bisschen aus der Bahn werfen. Was ist aber, wenn ich etwas ändern möchte und es einfach nicht schaffe? Das klassische Beispiel wäre da wohl mit dem Rauchen aufzuhören. Es kann aber auch eine toxische Beziehung sein, aus der ich einfach nicht loskomme, oder vielleicht auch der nächtliche Griff zur Schokolade. Vielleicht möchte ich meinen/meiner Chef:in auch endlich auf die Gehaltserhöhung ansprechen, die ich gerne hätte, oder ich schiebe die Bewerbung auf eine neue Position aus Angst, dass sich dann etwas verändern könnte, vor mir her. Vielleicht möchte ich meinen aktuellen Job kündigen, der anderen wie ein Lottogewinn vorkommt, oder es gelingt mir einfach nicht mit Sport anzufangen. Die Beispiele zeigen gut, dass es so viele verschiedene Gründe gibt, die uns von einer eigentlich gewünschten Änderung am Ende abhalten können. Das kann die Angst vor dem Ungewissen sein, oder ich habe einen großen inneren Schweinehund, der mein Sport- und Essverhalten kontrolliert. Vielleicht habe ich auch eine Sucht, oder die Verantwortung für andere Menschen verhindert, dass ich in diesem Punkt an mich denke. Es können auch gesellschaftliche Erwartungen sein, eine vermeintliche Alternativlosigkeit. Die Gründe sind so vielfältig wie die Menschen und ihre Lebensentwürfe es sind. Für diese Folge haben wir Saskia Pihaly eingeladen. Sie ist systemischer Business Coach und unterstützt Menschen bei Veränderungsprozessen. An dieser Stelle erstmal herzlich Willkommen liebe Saskia und danke, dass du dich diesem Thema mit uns annimmst.

B: Ich danke dir herzlich liebe Ilka und ich freue mich, dass ich heute hier sein darf.

I: Super gerne. Ich freue mich, dass du unseren Hörer:innen beim Thema "Veränderungen" ein bisschen weiterhelfen wirst, denn das ist ja wirklich nicht so einfach diesen inneren Schweinehund zu besiegen. Wie ist das denn bei dir? Hast du das Gefühl, dass du schon viele Veränderungen in deinem Leben selbst angestoßen hast? Du hast mir im Voraus zu Beispiel erzählt, dass es mal eine Sache gab, die dich ein bisschen überrollt hat. Daraufhin hast du dann begonnen dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Magst du uns darüber ein bisschen etwas erzählen?

B: Ja, sehr gerne. Ich stand vor der Situation, das ist jetzt ein paar Jahre her, dass ich extrem unzufrieden war, wie mein Leben verlief. Nach außen hin sah es total perfekt aus und auch mein Job war eigentlich richtig gut. Ich hatte tolle Kolleg:innen, ein gutes Gehalt und flexible Arbeitszeiten, aber mich erfüllte der Job einfach nicht. Ich war damals einfach nicht bereit etwas zu verändern. Als meine Freundin dann sagte: "Ja, da musst du dir eben etwas Anderes suchen.", fand ich tausend Gründe, weshalb das nicht ging. Bis zu dem Zeitpunkt, dass irgendwann gesundheitliche Probleme aufgetreten sind. Trotzdem dachte ich damals noch, ich könnte an der Situation nichts ändern, weil ich einfach keine Alternative für mich gesehen habe. Dann wurden die Krankheitssymptome immer mehr und eigentlich wäre spätestens das der Zeitpunkt gewesen, meine Art zu leben mal gründlich zu überdenken und auch etwas zu ändern. Mir ging es aber so, dass mich die Verantwortung für andere, das waren in diesem Fall meine Kinder und die Angst vor dem Ungewissen in dieser Situation haben verharren lassen. Bis dann irgendwann gar nichts mehr ging. Ich konnte dann meine Arbeit auch nicht mehr ausführen und war für mehrere Wochen krankgeschrieben. Das war denn Punkt, an dem ich endlich eingesehen habe, dass ich dringend etwas ändern muss. Ich habe dann meinen Job nach fast 18 Jahren Betriebszugehörigkeit gekündigt und begonnen mein Leben komplett neu auszurichten.

I: Das ist super inspirierend, total toll, dass du diesen Schritt gegangen bist. Nach 18 Jahren Betriebszugehörigkeit fiel dir das bestimmt nicht leicht, hatte aber dann ja wirklich große, nachhaltige Auswirkungen auf dein Leben.

B: Ja. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass sich die Kündigung unglaublich befreiend angefühlt hat, obwohl ich raus aus der Sicherheit war. Ich hatte erstmal überhaupt keine berufliche Perspektive, aber ich habe gespürt, dass es der richtige Schritt war, denn ich hatte endlich angefangen auf mein Herz zu hören. Ich war dann frei und konnte mich in aller Ruhe auf meine Genesung konzentrieren und mir überlegen, was ich denn wirklich machen will. Wenn man nur den Beruf betrachtet, hatte ich ja schließlich noch 30 Jahre bis zu Rente und im Leben habe ich hoffentlich noch ein paar Jahre mehr. Da mir mal Gedanken zu machen was ich will, das war gut. Ich hatte dann auch eine gute Freundin, die Coach im Bereich Personalentwicklung ist, die Betty. Die hat mich durch diese ganze schwierige Zeit begleitet und auch gecoacht. Ich habe mich dann erstmalig in meinem Leben mit meinen Werten auseinandergesetzt, weil ich die bis dahin noch gar nicht kannte. Ich hatte mich bewusst noch nie damit beschäftigt. Ich habe mir dann auch so Fragen gestellt, wie zum Beispiel: "Was ist mir eigentlich im Leben wichtig? Was will ich erreichen? Was macht mich glücklich?". Vorher hatte ich immer nur daran gedacht, was mein Umfeld von mir erwartet und an die gesellschaftlichen Normen. Nachdem ich mir dann diese persönlichen Fragen für mich selbst mal beantwortet hatte und ich gebe zu, dass das nicht von heute auf morgen ging, es war ein längerer Prozess, habe ich gespürt wie die Energie zurückkommt und ich Stück für Stück wieder lebensfroher und glücklicher wurde. Ich habe dann daraufhin auch mein Leben umgekrempelt und nach den neu gewonnenen Erkenntnissen ausgerichtet. Es fühlte sich auf einmal so stimmig an. Es war endlich alles richtig perfekt und stimmig. Zumindest fast alles, ganz perfekt ist es ja nie. Aber es war dann gut.

I: Das klingt total schön. Natürlich nicht der Teil, wo es dir zwischendurch nicht so gut ging, aber erstmal großartig, dass du diese Freundin, die dich gecoacht hat, an deiner Seite hattest. Das ist ja auch etwas, was wahrscheinlich nicht allen so geht. Ich glaube es ist oft so, dass man als Durchschnittsmensch diese ganzen Fragen nach den eigenen Werten und was man wirklich möchte, gar nicht kennt, weil wir aus einem Bildungssystem kommen, wo es um ganz andere Dinge geht. Da werden ganz andere Dinge vermittelt. Und dass wir unsere eigenen Werte kennenlernen und was uns wirklich guttut, kommt ja so im Leben eigentlich gar nicht vor. Ich bin zwar manchmal so in meinen Gesprächen, dass ich das Gefühl habe jeder Mensch würde sich mittlerweile mit diesen Themen beschäftigen, aber, wenn man sich dann doch mal außerhalb dieses Umfeldes umsieht, merkt man, dass es doch gar nicht so verbreitet ist. Deswegen ist es sehr schön, dass du, wenn auch auf eine weniger schöne Art, dazu gekommen bist dich damit zu beschäftigen. Ich könnte mir vorstellen, dass es dir ein bisschen so vorkommt, als hätte dir jemand die Augen geöffnet, oder?

B: Ja, das war tatsächlich so. Das war meine Freundin. Nicht nur mit den Gesprächen zwischen Freundinnen, sondern vor allem auch dadurch, dass sie Coach war. Sie hat diese Coaching Tools angewandt, mir Fragen gestellt, die eine Freundin normal nicht stellt und ich habe da Erkenntnisse über mich und mein Leben gewonnen, die ich sonst nie erlangt hätte. Eigentlich kann ich sagen, dass ich mich durch das Coaching erst richtig selbst kennengelernt habe. Ich war dann auch so fasziniert von den Erkenntnissen, die ich gewonnen habe, dass ich mich dann auch selbst entschlossen habe, eine Coach-Ausbildung zu machen, um selbst andere dabei zu unterstützen wieder zu ihrer Kraft zu finden.

I: Das ist superschön, dass du das dann in etwas, was du der Welt mitgeben kannst, umgemünzt hast. Hast du da von Anfang an eine bestimmte Richtung im Kopf gehabt? Du arbeitest ja als systemischer Coach. War dir das von Anfang an klar, dass du in diese Ecke gehen willst?

B: Ja. Mir war es wichtig eine Ausbildung zu machen, die den systemischen Ansatz beinhaltet. Systemisch bedeutet ja ganzheitlich und wir Menschen leben nicht isoliert auf dieser Welt, sondern sind Teil eines Systems, oder eigentlich sogar mehrerer Systeme. Unsere Familie ist zum Beispiel so ein System. Ebenso unser berufliches Umfeld, oder auch die Vereine, in denen wir aktiv sind. Wir können unsere Entscheidung oft nicht losgelöst von diesen Systemen treffen. Deshalb war es mir wichtig eine Coach Ausbildung zu machen, bei der der Mensch ganzheitlich betrachtet wird, wo also sowohl das private als auch das berufliche Umfeld mit einbezogen werden. Das habe nämlich auch ich in dem Coaching mit meiner Freundin festgestellt. Die Lösung muss nicht nur zu mir, sondern auch zu meinem gesamten Leben, passen. Das war alles so stimmig und deshalb war mir klar, dass ich im systemischen Bereich eine Coaching Ausbildung machen und in dem Bereich später arbeiten möchte.

I: Ja, das kann ich total nachvollziehen, denn manchmal lese ich irgendwelche Ratschläge und denke mir: "Das ist so einfach gesagt.". Das ist vielleicht ein inspirierender Spruch, oft auch in die Richtung "Eigenverantwortung" und dem stimme ich oft auch zu, aber trotzdem muss man immer daran denken, dass jeder Mensch andere Umstände hat. Es ist deshalb nicht für alle gleich einfach, etwas zu ändern. Deswegen finde ich es manchmal ein bisschen ignorant den Leuten gegenüber, die schwierigere Umstände haben, einfach zu sagen: "Wenn du es genug willst, mach es einfach.". Deswegen finde ich den systemischen Ansatz auch sehr gut und eigentlich den einzig richtigen Ansatz da heranzugehen. Es ist eben nicht jedes Leben gleich.

B: Ja, das stimmt. Man kann auch mit gut gemeinten Ratschlägen nicht alles über einen Kamm scheren. Bei dem Coaching wird deshalb darauf geachtet etwas zu finden, was für den gesamten Menschen passt.

I: Würdest du denn sagen, dass die äußeren Umstände bei einer Person eine große Rolle spielen? Einerseits sagen wir ja beide, dass jeder Mensch ganz viele Gestaltungsmöglichkeiten für das eigene Leben hat, andererseits hat auch jede:r unterschiedliche Umstände. Wie passt das zusammen?

B: Ja, das ist eine gute Frage. Es stimmt, jeder Mensch kann das eigene Leben so gestalten, wie er oder sie möchte, wenn die Person es denn wirklich will und es nicht nur ein frommer Wunsch ist nach dem Motto: "Es wäre ja schön, wenn ich dies und das hätte, aber es geht ja nicht, weil...", oder "Ich würde ja gerne, aber...". Das sind dann so Mauern, die wir uns selbst bauen und uns dann davon abhalten zu handeln. Da werden dann oft die äußeren Umstände als Gründe vorgeschoben. Wenn wir etwas wirklich wollen, können wir es auch erreichen und in unser Leben so einbauen, dass es sich rundum stimmig anfühlt und zu unseren persönlichen Rahmenbedingungen passt. Das ist ganz wichtig. Man kann nur dann mit den Zielen im Leben glücklich sein, wenn sie auch zum eigenen Leben passen. Es ist auf jeden Fall möglich, dass man seine Ziele an seine Rahmenbedingungen anpasst. Da gibt es Lösungen, auch, wenn man sie nicht immer gleich erkennt.

I: Das macht auf jeden Fall Mut zu hören. Wie ist denn zum Beispiel mit den Klassikern, wenn ich mich gesünder ernähren möchte, oder mehr Sport machen möchte, aber meine Randbedingungen so sind, dass mein Alltag ziemlich voll ist. Wie schaffe ich denn trotzdem endlich damit zu beginnen?

B: Ganz einfach ausgedrückt brauchst du ein realistisches und attraktives Ziel. Dann schaffst du das. Nehmen wir doch gleich mal das Thema Sport. Wenn du nur Sport machen willst, weil du weißt, dass Bewegung gesund ist, aber überhaupt keine Lust hast, dann ist es kein wirklich attraktives Ziel und du wirst schnell die Motivation verlieren. Nach und nach findest du dann immer mehr Dinge, die dir wichtiger sind und du dann stattdessen machst. Das ist dann dieser berühmte Alltag, der einem dazwischenkommt. Warum ist das so? Wenn dir ständig etwas anderes wichtiger ist als Sport, dann hinterfrag mal die Gründe, warum du eigentlich Sport machen wolltest. Um langfristig an etwas dranzubleiben, musst du deinen Nutzen darin für dich erkennen. Nur dann ist das Vorhaben auch attraktiv für dich. Dann ist es kein Zwang, sondern bereitet auch Freude. Oder du erkennst, dass Sport gar nichts für diesen Nutzen bringt. Es ist ja auch eine interessante Erkenntnis, dass dich anderes viel mehr reizt. Dann ist es besser, wenn du das andere Ziel verfolgst.

I: Genau. Das geht auch ein bisschen in die Richtung der intrinsischen Motivation. Dass man etwas findet, was einen selbst begeistert. Ich finde Sport ist da, wie du es gerade gesagt hast, ein gutes Beispiel. Sobald man nur in dem Glauben handelt es machen zu müssen, weil alle sagen es sei gesund und man ein langes, glückliches Leben führen möchte, bin ich der Überzeugung, dass sich der gesundheitliche Nutzen durch diesen Zwang sogar sehr in Grenzen hält. Finde ich hingegen etwas, woran ich wirklich Spaß habe, gelingt es einem eher das wirklich umzusetzen. Und wenn es mal nicht klappt, ist das auch total in Ordnung. Es gibt ja auch die unterschiedlichsten Sportarten. Sport muss ja nicht bedeuten, dass ich mich zum Joggen zwinge, wenn ich Joggen gar nicht mag. Ich kann ja auch Spaziergänge machen. Das bringt ja auch schon positive Effekte.

B: Wie du schon sagst, sollte es ein intrinsisches Ziel sein, ein Ziel von sich selbst. Man sollte vermeiden Ziele zu verfolgen hinter denen man nicht steht. Das hört sich jetzt vielleicht seltsam an, aber viele orientieren sich an dem, was andere tun. Alle gehen Joggen. Joggen ist gerade angesagt, also muss ich es auch tun. Wenn man es nur aus diesem Grund, also um dazuzugehören, macht, quält man sich durch. Man erkennt keinen eigentlichen Sinn für sich in dem Ziel und dann fehlt einem auch die Motivation. Die anderen sind alle besser und schneller als ich. Die rennen diese zehn Kilometer, ich quäle mich ab und fange an, an mir selbst zu zweifeln. Dabei ist es einfach nur das falsche Ziel, was ich mir gesteckt habe. Vielleicht könnte ich mit einer anderen Sportart viel mehr Freude haben und viel erfolgreicher sein. Dann mag das Joggen vielleicht ein attraktives Ziel für andere sein, aber eben nicht für mich.

I: Was ist, wenn mein Ziel zwar aus mir herauskommt, also ich möchte es wirklich gerne und freue mich sehr darauf, aber das Ziel, was ich mir gesetzt habe, ist riesig? Vielleicht jogge ich gerne, aber ich fange gerade erst an und irgendwie habe ich mir direkt vorgenommen einen Marathon zu laufen. Wie kann ich das überhaupt schaffen, wenn ich mich hoffnungslos überfordert fühle, wenn ich daran denke?

B: Da würde ich dir empfehlen kleine Schritte zu gehen, dein Ziel also auf kleinere Etappenziele herunterzubrechen. Dass du, bezogen auf dein Marathon Beispiel, zum Beispiel nicht sagst: "Ich renne jetzt die 42 Kilometer.", sondern, dass du dir erstmal vornimmst, es mit zehn Kilometern zu versuchen. Das ist ja auch schon mal eine Herausforderung für jemanden, der oder die noch nie gerannt ist. Wenn dann die zehn Kilometer geschafft sind, kann es vielleicht auf 15 erhöht werden. So kann man das eigene Ziel jedes Mal um ein kleines Stück erweitern und dem Gesamtziel näherkommen. Sich zu viel auf einmal vorzunehmen, führt schnell zu Misserfolg und das demotiviert dann. Lieber erstmal ein kleines Etappenziel und wenn das erreicht ist, kommt das Nächste. Irgendwann hast du dann dein großes Ziel erreicht. Ich bin mal einen Marathon gerannt, das ist aber schon eine Weile her. Ich bin übrigens auch so vorgegangen. Ich habe mir erst zehn Kilometer, dann 15, 20, 25 vorgenommen. Diese fünf zusätzlichen Kilometer sind dann immer nur kleine Schritte und diese kleinen Veränderungsschritte schafft man. Da war ich dann auch super motiviert und am Ende habe ich gar nicht gemerkt, wie locker ich dieses große, weitreichende Ziel geschafft habe.

I: Das ist ja toll. Schön, dass dieses Beispiel sogar auf dich zutrifft. Das macht nochmal mehr Mut. Hast du denn auch irgendwie darauf zurückgegriffen, dass du dir bestimmte Belohnungen bei Zielen gegeben hast, oder hast du auch Accountability Partner, mit denen du deine Erfolge getrackt hast, gehabt?

B: Ja, ich hatte damals einen Partner, mit dem ich mich gemeinsam für diesen Marathon angemeldet habe. Wir haben dann auch gemeinsam trainiert. Das hilft natürlich sehr, wenn man das gemeinsam angeht. Sich zusammen ein großes Ziel zu setzen, zu erreichen und zu realisieren, das hat mir große Motivation gegeben. Das kann ich auch wirklich nur empfehlen, wenn man so eine:n Sparringspartner:in für ein gemeinsames Ziel hat.

I: Ja, das kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Ich mag es auch sehr gerne mich in regelmäßigen Abständen mit Leuten über Ziele auszutauschen. Beim Sport habe ich es auch schon oft gehört, dass Leute zum Beispiel eine WhatsApp Gruppe haben, wo sie sich Bilder schicken, wenn sie Sport gemacht haben, um die anderen mitzuziehen. Da muss man natürlich immer aufpassen, dass es in einem Maß erfolgt, dass man trotzdem noch bei seinem eigenen Ziel bleibt und sich nicht zu etwas überreden lässt. Nicht, dass man denkt: "Jetzt haben die alle Sport gemacht. Ich habe keine Lust, aber ich muss jetzt auch mal wieder.". Da sind wir dann wieder bei dem selbstgesteckten Ziel, aber ich glaube solange es im Rahmen dessen, was man sowieso machen möchte, bleibt, kann es eine sehr schöne Sache sein.

B: Ja, absolut. I: Wie ist das denn, wenn ich gar keine großen Probleme mit dem Anfangen habe, aber ich jemand bin, der mitten drinnen die Dinge immer abbreche? Sei es, weil mir etwas anderes plötzlich viel attraktiver erscheint, oder ich einfach Zweifel am großen Ganzen entwickele. Ich habe schon echt viel geschafft, aber der Weg erscheint mir einfach noch so endlos. Was kann ich dann vielleicht tun?

B: Frag dich in solchen Momenten des Zweifelns am besten immer, warum du eigentlich angefangen hast. Was war denn die Ursprungsidee? Was ist deine Motivation dahinter? Jede:r kommt irgendwann in Durchhängephasen, in denen man zweifelt und auch alles irgendwie wieder in Frage stellt. Das ist auch völlig normal. Da hilft es immer als Motivation, wenn du dich an deine persönlichen Gründe, warum du dich zu dieser Sache entschlossen hast, erinnerst.

I: Ja. Das kann mir vielleicht auch in einer Phase wie jetzt ganz gut helfen, oder? Jetzt aktuell geht es ja viele so, dass sie sich ein bisschen energielos fühlen und eine grundsätzliche Frustration, die sie so vielleicht gar nicht von sich kennen, mit sich herumtragen. Hast du da noch spezielle Empfehlungen, was man machen kann, wenn man das Gefühl hat in einem Trott festzuhängen und nicht die Person zu sein, die man vor dieser ganzen Krise war?

B: Ja, die aktuelle Situation. Das höre ich gerade von vielen. Da ist es gut, wenn du dich mal tiefer mit dir selbst befasst. Frag dich mal, was genau dir die Energie entzieht, oder warum du in diesem Trott festhängst. Du musst herausfinden, was dich daran so frustriert und auch was du brauchst, um wieder motivierter, voller Energie und glücklicher zu sein. Wenn man die Ursachen ausfindig gemacht hat, hat man schon ganz viel erkannt und dann ist es gar kein so großer Schritt mehr bis zu der eigenen Lösung. Aber das sind natürlich Fragen, die man sich gar nicht so einfach beantworten kann, oder will, weil es auch wirklich unbequeme Fragen sind, mit denen man sich auseinandersetzen sollte. Man weicht dann lieber aus. Das kenne ich auch von mir, das ist allzu verständlich, aber um der Ursache auf den Grund zu kommen bringt dieses Ausweichen nichts. Also nimm dir am besten mal einen Zettel und einen Stift zur Hand, setz dich hin und beantworte dir deine Fragen schriftlich. Dieses Ausformulieren hat nämlich auch noch einen ganz anderen Effekt für das Gehirn, als wenn man es nur denkt. Es ist viel nachhaltiger. Oder du holst dir Unterstützung von einem/einer Coach:in, der oder die dich dann durch den Prozess leitet und danach schaut, dass du nicht ausweichst. Ein:e Coach:in hilft dir dann auch zu erkennen, was dich aktuell ausbremst. Wenn du das erkannt hast, findest du auch die für dich passende Lösung, um dann wieder zu Motivation und Energie zu kommen. Weil ich gerade Coaching angesprochen habe, das Besondere am Coaching ist ja, dass man da keine gut gemeinten Ratschläge bekommt, sondern sich seine individuelle Lösung selbst erarbeitet. Jede:r hat ja andere Gründe, warum er oder sie sich aktuell so fühlt. Die Situation ist zwar gerade für alle die gleiche, aber die Gründe, warum man sich dann so fühlt und auch die Lösungen, wie man da wieder rauskommt, sind eben doch für jeden Menschen individuell. Deshalb ist es im Coaching so, dass man sich eine individuelle Lösung selbst erarbeitet, und die fühlt sich dann auch stimmiger an, als die gut gemeinten Ratschläge von anderen.

I: Ja. Das ist das, was ich am Coaching auch sehr schätze. Es ist ein sehr individueller Prozess, bei dem man nie in irgendeine Richtung gedrängt wird. Es kommt alles aus einem selbst heraus. Das ist dann wie mit den Zielen. Wenn es eine Motivation aus sich selbst heraus ist, dann setzt man es auch viel eher um. Wie ist es, wenn ich vielleicht dazu neige, wenn ich aufhöre, ganz schuldbewusst zu sein, mir also selbst viele Vorwürfe mache? Dann mache ich es ja dadurch nicht unbedingt besser, wenn ich mich auch noch dafür ausschimpfe, dass ich nicht dabeigeblieben bin. Wie kann man das vielleicht ein bisschen umgehen, oder wie kann ich da liebevoller und wertschätzender mit mir selbst umgehen?

B: Da ist es auf jeden Fall hilfreich liebevoll zu sich selbst zu sein, sich nicht unter Druck zu setzen und zu sagen: "Mensch, du musst das jetzt machen. Warum klappt das nicht? Bei den anderen klappt das auch.". Dann blockierst du dich umso mehr. Sei nachsichtig, liebevoll und verständnisvoll mit dir selbst. Unter Druck erreichst du da nichts. Wenn du den Druck rausnimmst, kommt es oft ganz von alleine.

I: Ja, das kann ich auf eigenen Erfahrungen auf jeden Fall unterschreiben. Sobald man aufhört sich zu etwas zu zwingen, entwickelt man auch wieder die Freude an den Dingen. Dann kommt es automatisch dazu, dass man sich Ziele setzt, die von einem selbst kommen, weil man einfach mal wieder Abstand dazu gewonnen hat. Vielleicht hat man auch die Gründe das Ziel zu erreichen hinterfragt. Das ist ein Prozess, der aus ganz vielen, kleinen Änderungen besteht. Dann passt man das Ziel vielleicht immer wieder an und irgendwann ist man an dem Punkt, wo man sagt: "Okay, das Ziel passt jetzt wirklich zu mir und ich merke auch, dass es mir dadurch ganz leichtfällt.". Ich habe ja gerade von jemanden geredet, der oder die es schon geschafft hat loszulegen, aber vielleicht möchte ich eine gewisse Veränderung in meinem Leben herbeiführen, die meine aktuelle Komfortzone noch total sprengen würde, wo ich einfach das Gefühl habe, dass ich auch gar nicht alle Konsequenzen absehen kann. Es ist vielleicht auch sogar so etwas wie bei dir. Dass du nach so langer Zeit deinen Betrieb verlassen hast. Hast du da einen Rat, wenn ich sage: "Ich möchte eine Veränderung herbeiführen, aber irgendwie traue ich mich noch nicht wirklich."?

B: So Veränderungen bringen oft die Angst vor dem Unbekannten mit sich. Uns fehlt noch die Vorstellung, wie wir dann in Zukunft anders handeln sollen. Das ist völlig normal. Zuerst mal: Sei da verständnisvoll zu dir selbst. Die eigene Komfortzone zu verlassen, bedeutet ja als erstes das Vertraute, alles, was man kennt, zu verlassen. Das ist ein richtig mutiger Schritt. Viele trauen sich auch nicht diesen Schritt zu gehen und bleiben dann in dieser sogenannten Bequemlichkeitsfalle, in der irgendwie alles geregelt, sicher und überschaubar scheint. So nach dem Motto: Es ist zwar nicht gerade toll, aber auch nicht dramatisch schlecht. Aber um da wirklich in Bewegung zu kommen, brauchen wir nicht nur Disziplin, sondern vor allem auch ein positives Ziel. Frag dich dann, wie dieses bessere Andere, das positive Ziel, aussieht. Welche Hoffnung kann es auf dem Weg dorthin antreiben? Wir brauchen da eine Vision von unserem Leben nach der Veränderung und die Vision muss so anziehend wirken, dass sie uns über diese ganzen befürchteten Schwierigkeiten hinweg trägt. Je deutlicher und auch detaillierter du dir dieses Ziel ausmalst, desto leichter fällt es dir dann auch in die Gänge zu kommen.

I: Machst du das dann in deinem Kopf, oder schreibst du dir das auch auf?

B: Ich schreibe mir das tatsächlich auf, und zwar als positiv formuliertes Ziel. Ich schreibe mir nicht auf, was ich nicht mehr will, sondern was ich erreichen will. Dieses Ziel, was ich dann positiv formuliert in Worte gefasst habe, hänge ich dann auf. Je nachdem was es für ein Ziel ist, hänge ich es an meinen Schreibtisch, wenn es ein berufliches Ziel ist, oder zum Beispiel ins Bad an den Spiegel, wenn es ein privates Ziel ist. So sehe ich es wirklich täglich. Und mit diesem positiven Ziel vor Augen fällt es mir auch leichter in die Umsetzung zu kommen.

I: Ja, das habe ich auch gemacht, bevor ich mich selbstständig gemacht habe. Das hat bei mir auch gut funktioniert. Ich habe das so deutlich vor meinem inneren Auge gesehen. Auch, wie ich mein erstes Buch herausbringe und so weiter. Ich finde es ist sehr wirkungsvoll Dinge zu visualisieren, weil es dann nicht mehr die Frage ist, ob man es erreicht, sondern nur noch wann und wie.

B: Genau, richtig. Ich schreibe mir auch oft nicht mein komplettes Ziel auf. Das muss ja nicht im Bad am Spiegel hängen. Ich überlege mir dann ein Symbol für dieses Ziel, ein Herz, ein Sternchen, oder eine Rakete und hänge Zettel mit diesem Symbol auf. Und immer, wenn ich dieses Symbol sehe, fällt mir mein Ziel wieder ein. Diese kleinen Erinnerungen daran, treiben mich an und motivieren mich.

I: Das ist ein total schöner Gedanke. Ich hatte das eine Zeit lang als Handyhintergrund. Beim Handy entsperren habe ich dann meinen Traum gelesen. Da gibt es auf jeden Fall viele kleine Tricks, wie man sich dazu bringen kann sich immer wieder damit zu beschäftigen. Es ist ja auch so, dass wir super viele Gedanken am Tag haben und ganz, ganz viele sind Zweifel und von diesen gesellschaftlichen Normen, mit denen wir aufgewachsen sind, geprägt. Wenn wir dann nur ganz kurz mal an den Traum denken, hat der natürlich eine viel geringere Bedeutung. Wenn wir uns aber immer wieder über deine schönen Zettel, oder den Handyhintergrund, daran erinnern, dann gewinnt es auch automatisch an Bedeutung in unserem Kopf.

B: Ja, absolut. Vor allem, wenn dieses Ziel dann auch so schön attraktiv und positiv formuliert ist.

I: Genau. Wie du gesagt hast: Auf jeden Fall immer positiv und nicht negativ formulieren, weil wir sonst immer an das Negative denken. Es ist viel schlauer zu versuchen sich auf das Positive zu fokussieren. Ich finde den Tipp sehr schön. Ich werde mir nachher vielleicht auch etwas an meinen Spiegel hängen. Das ist eine tolle Idee. Danke dafür.

B: Ja, gerne.

I: Ich danke dir auch sehr, dass du heute hier zu Gast warst. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit dir zu reden. Hast du noch irgendetwas, was du unseren Hörer:innen abschließend mitgeben möchtest?

B: Ja, zuerst mal danke ich dir liebe Ilka, dass ich heute zu meinem Herzensthema "Veränderung" hier sein durfte. Was kann ich euch noch mitgeben? Wenn ihr etwas verändern wollt, überlegt euch die Gründe, warum ihr das wollt. Sind die für euch attraktiv? Dann schreibt sie euch auf, oder macht sie als Handyhintergrund, wie es die Ilka gemacht hat. Oder macht euch ein Vision Board. Setzt euch da eure Ziele visuell um und hängt sie an die Wand. Malt euch gedanklich die Zukunft, wie bombastisch toll es sein wird, wenn ihr das Ziel erreicht und ihr die Veränderung geschafft habt, ganz genau aus. Malt euch aus, wie ihr euch dann fühlt und wie euer Leben dann sein wird. Je konkreter man sich diesen Zielzustand vorstellt, desto einfacher und wahrscheinlicher wird es, dass man es erreicht. Und immer, wenn ihr aufgeben wollt, schaut auf euer Vision Board, euren Handyhintergrund, eure Zettel. Vor allem müsst ihr aber auch geduldig sein. Setzt euch nicht zu sehr unter Druck. Denn selbst bei täglichem Üben ist es wissenschaftlich erwiesen, dass es ungefähr zehn Wochen dauert, bis ein neues Verhalten zur Routine wird. Erwartet also nicht zu schnell und zu viel von euch selbst.

I: Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt. Dass man da wirklich geduldig mit sich selbst ist. Nicht sauer sein, das haben wir ja vorhin auch schon gehört. Liebevoll mit sich selbst sein, auch, wenn es mal nicht klappt. Wir sind alle nur Menschen. Vielen Dank für diese ermutigenden und wertvollen Ratschläge. Danke, dass du heute hier warst.

B: Sehr gerne.

I: Das waren unsere beiden Folgen zum Thema "Veränderungen". Wir hoffen sehr, dass du sowohl etwas für die Veränderungen, die dich überraschen, als auch solche, die du selbst herbeiführen möchtest, mitnehmen konntest. Wir hoffen der Podcast hat dir gefallen und würden uns sehr über eine Bewertung auf einem Podcast Player deiner Wahl freuen. Wenn dir die Folge gefallen hat, dann empfiehl sie doch deinen Freund:innen weiter, damit noch mehr Menschen wissen, wie sie Veränderungen in ihrem Leben begegnen können.

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